12 Uhr, High-Noon, alles ist bereit, Jochen Lang kommt freundlich lächelnd, direkt aus einem Kundentermin. Dann setzt er sich, bestellt Frankfurter Carbonara mit Speck, sieben Kräutern, Rucola und Parmesan. Im Interview spricht Jochen Lang konzentriert und sachlich, so wie man ihn kennt und schätzt.
Herr Lang, was bedeutet die Einführung von Building Information Management für die Klimatechnik?
Im ersten Schritt viel Arbeit für alle Beteiligten. Es ist eine umfassende Umstellung, vergleichbar mit dem Umstieg von der Planung auf Papier zu CAD. Im zweiten Schritt wird BIM dafür sorgen, dass Planung und Ausführung einfacher, schneller und besser werden. Für unsere Kunden ist es definitiv ein großer Vorteil, alle Daten jederzeit aktuell und transparent verfügbar zu haben und nutzen zu können.
Wie weit sind Sie bei Weiss Technik mit der BIM-Einführung?
Wir sind mittendrin und arbeiten gerade an zwei großen BIM-Projekten für Siemens und das Fraunhofer Institut. Dabei sehen wir auch genau, wo es noch etwas zu tun gibt. Das fängt an beim Anlegen und Pflegen von Datensätzen und hört mit Software-Schulungen für die Mitarbeitenden und der Umstellung eingespielter Prozesse noch lange nicht auf. Damit BIM Zeit und Geld spart, muss erst einmal viel Zeit und Geld investiert werden.
Wie schätzen Sie die Erfolgsaussichten von BIM in der Klimatechnik ein?
BIM ist alternativlos und wird sich durchsetzen. Das ist für mich keine Frage. Denn es wird von immer mehr Kunden gefordert. Wer in drei oder fünf Jahren kein BIM kann, wird bei bestimmten Projekten einfach raus sein. Aktuell sind insbesondere Großprojekte die Treiber, aber das wird sich auch bei kleineren Projekten immer häufiger durchsetzen. Denn die Vorteile von BIM liegen auf der Hand und sind überzeugend – trotz des Mehraufwandes.
Welche Vorteile sehen Sie bei der BIM-Planung?
Es ist ja so: Alle Bauprojekte finden in dem magischen Dreieck zwischen Kosten, Qualität und Zeit statt. Hier hat jedes Gewerk und jedes Unternehmen eigene Wege gefunden, um dazu mehr oder weniger verlässliche Aussagen zu treffen. Mit BIM steht jetzt ein Tool zur Verfügung, das es ermöglicht, wesentlich schneller wesentlich zuverlässigere Aussagen zu treffen. Das ist gut für alle Beteiligten, denn es schafft Transparenz – nicht nur auf der Baustelle, sondern auch an allen anderen Stellen.
Wie meinen Sie das konkret?
BIM vereinfacht die Koordination der verschiedenen Gewerke untereinander erheblich. Früher hat jedes Gewerk für sich geplant und gehofft, dass alles passt. Auf der Baustelle wurde dann oft erst klar, wo es Probleme und Kollisionen gibt, weil ein Anschluss nicht passt, eine Leitung im Weg ist oder weil etwas anderes stört. Dann gab es Diskussionen und die Frage, wer schuld ist und die Kosten trägt. Von den Auswirkungen aufs Timing ganz zu schweigen. In einer idealen BIM-Welt kann das nicht passieren, weil alles vorab am Rechner geklärt ist.
Was verstehen Sie unter einer idealen BIM-Welt?
BIM ist ja nicht neu und wird zum Beispiel im Infrastrukturbau seit vielen Jahren erfolgreich genutzt. Trotzdem gibt es auch hier noch Abstimmungsprobleme. Jetzt wird BIM auch in anderen Bereichen wie der Klimatechnik eingeführt. Das bedeutet, dass sich alle Gewerke und damit die komplette Branche neu aufstellen und organisieren müssen. Da ist natürlich nicht alles sofort klar und eindeutig. Deshalb arbeiten wir aktuell zweigleisig und realisieren Projekte – je nach Kunde und Projekt – klassisch CAD- oder eben BIM-basiert. Das ist zwar etwas aufwändiger, gibt aber im Moment die erforderliche Sicherheit. Sobald alles eingespielt ist, ändern wir das.
Welche Erfahrungen haben Sie mit eigenen BIM-Projekten gemacht?
Wir realisieren unter anderem gerade BIM-basiert einen anspruchsvollen Trockenraum für die Fertigung von Li-Ionen-Batterien für E-Fahrzeuge. Das läuft erfreulich reibungslos, sicher auch, weil in dem Projekt ein sogenannter BIM-Koordinator installiert ist. Dessen Aufgabe ist die BIM-gerechte Planung und Umsetzung zu steuern und zu überwachen – eine große Hilfe für alle Beteiligten.
Was ist aus Ihrer Sicht das Wichtigste bei der BIM-Einführung?
Ohne Daten kein BIM. Deshalb ist es zuerst wichtig, Daten zu haben und das System so zu füttern, dass diese im benötigten Format an der richtigen Stelle abgelegt sind. Mindestens ebenso wichtig ist insbesondere am Anfang die Kommunikation über BIM. Denn die verschiedenen Gewerke müssen sich abstimmen. Beispielsweise darüber, in welcher Tiefe Daten benötigt werden: Reichen Abmessungen und Leistungsdaten oder muss jede Schraube bis ins letzte Gewinde hinterlegt werden? Auch da hilft der BIM-Koordinator ungemein.
In welche Richtung wird sich BIM aus Ihrer Sicht weiterentwickeln?
Für mich ist klar, dass BIM ab einer gewissen Projektgröße relativ schnell zum neuen Standard wird. Dazu werden aber auch immer mehr kleinere Projekte kommen, insbesondere komplexere Bauvorhaben. Labore zum Beispiel werden profitieren, weil mit BIM schon frühzeitig hochwertige und detailgetreue Visualisierungen möglich sind. Außerdem wird auch das Marketing von diesen Möglichkeiten profitieren.
Gehören BIM und KI zwingend zusammen?
Ja und nein. Künstliche Intelligenz oder AI ist ja aktuell in aller Munde. Natürlich wird AI auch im BIM-Bereich eine Rolle spielen. Stand heute sehe ich diese vor allem darin, als Tool zuzuarbeiten, Teilaufgaben zu übernehmen und Routinearbeiten zu erleichtern. Welche das genau sind und wie sich das in die Gesamtplanung integrieren lässt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Lang und guten Appetit.
Informationshappen Dipl. Ing. Jochen Lang
Seit neun Jahren leitet der studierte Maschinenbauer und Betriebswirt Jochen Lang den Bereich Engineering bei Weiss Klimatechnik. Privat ist er gern mit dem Rad oder zu Fuß in der Natur unterwegs. Kulinarisch schätzt er die regionale Küche, die er auch bei seinen vielen Projektreisen immer probiert.
BIM – Building Information Modeling
BIM ist das vernetzte Planen, Bauen und Bewirtschaften von Gebäuden auf Basis einer einheitlichen Software und einer gemeinsamen digitalen Datenbasis.
Dadurch haben alle am Bau beteiligten Gewerke jederzeit Zugriff auf aktuelle und detaillierte Daten. Je nach Ausführung können die Daten unterschiedliche Informationen zu Konstruktion, Material und Baufortschritt sowie zu Kosten und Timing umfassen. Der Datenaustausch ist standardisiert und über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes verfügbar.