Intelligente Kühllösungen für Rechenzentren

Technik-Lunch mit Christoph Löhner

 

Der Tisch ist gedeckt, die Sonne scheint: perfekte Bedingungen, um über intelligente Kühllösungen zu sprechen. Christoph Löhner kommt entspannt mit Polo, Jeans und Sneakern, wählt Schäufele mit Biersoße und trinkt anschließend einen doppelten Espresso. Im Interview gewährt er Einblicke in mehr als 30 Jahre Kühltechnik.  

 

Herr Löhner, was tut sich bei der Kühlung von Rechenzentren? 

Aktuell viel. Die Digitalisierung wird mit KI, API, OPC und Cloud Computing nochmals beschleunigt. Das erfordert immer leistungsfähigere Server und Racklasten von 40 kW und mehr in High Density Rechenzentren. Bei gleichzeitig hohen Energiepreisen und wachsenden Anforderungen an den CO2 Footprint ergibt das eine hohe Dynamik. Deshalb wird auch die Kühlung von Rechenzentren immer wichtiger.  

Warum steht gerade die Kühlung im Fokus? 

Rechenzentren brauchen extrem viel Energie. Für den Betrieb der Server und für deren Kühlung. Um die Effizienz eines Rechenzentrums zu ermitteln, wird der PUE-Wert errechnet. Der PUE-Wert ist das Verhältnis zwischen dem Gesamtenergieverbrauch eines Rechenzentrums und der aufgenommenen elektrischen Energie der IT. Je geringer der PUE-Wert, desto wirtschaftlicher kann ich ein Rechenzentrum betreiben.  

Wie verändert sich die Kühltechnik für Rechenzentren? 

In zwei Richtungen: Auf der einen Seite werden vorhandene Lösungen energetisch optimiert, um deren Effizienz zu verbessern. Auf der anderen Seite werden neue Kühlkonzepte entwickelt. Das Thema Direct Liquid Cooling von Prozessoren ist stark im Kommen. Dabei werden CPUs über eine Kühlflüssigkeit direkt gekühlt. Das ist natürlich sehr effizient, weil die Kälte direkt an der Wärmequelle wirkt. Gleichzeitig steigt aber auch der Aufwand bei der Server-Produktion und es gibt Risiken im Bereich der Server- und Datensicherheit.  

Welche Risiken meinen Sie? 

Als erstes natürlich die physikalisch ungünstige Kombination von Strom und Wasser. Liquid Cooling Anlagen müssen extrem sicher sein, um auszuschließen, dass die Server gefährdet werden. Wenn es einen Servicefall bei der Kälteversorgung gibt, müssen fremde Servicetechniker unter Umständen in die heiligen Hallen, um direkt an den Prozessoren zu arbeiten. Das bereitet vielen Betreibern von Rechenzentren echte Kopfschmerzen. 

Wird sich Liquid Cooling aus Ihrer Sicht durchsetzen? 

Ja. Liquid Cooling ist bereits erfolgreich im Einsatz und eine gute Möglichkeit, Rechenzentren effizient zu kühlen. Mit Immersion Cooling gibt es eine noch effizientere Entwicklung, aber die steckt noch in den Kinderschuhen. Dabei werden komplette Server in nichtleitende Kühlflüssigkeiten eingetaucht. Das ist insbesondere für den High Density Bereich eine echte Zukunftstechnologie, bedeutet aber auch eine komplette Abkehr von Bekanntem und ist recht teuer in der Anschaffung. 

Wie positioniert sich Weiss Technik in diesem Umfeld? 

Wir sind Pionier für intelligente Kühllösungen von Rechenzentren und haben schon vor mehr als vierzig Jahren Kühlungen für digitale Vermittlungsstationen der Telekom landesweit installiert. 2003 haben wir mit unseren CoolMaster-Geräten als Erste den Ventilator separat im Doppelboden positioniert – eine echte Revolution. Mit der CoolW@ll Familie haben wir die nächste Entwicklungsstufe präsentiert, die einzigartig im Markt ist. Kein anderes raumbasiertes Kühlsystem kann derart große Wärmelasten abführen. Insofern würde ich sagen: Wir sind vorne dabei.  

Wie funktioniert die CoolW@ll und welche Vorteile bietet sie? 

Bei der CoolW@ll handelt es sich um ein Walk-In Cooling System, bei dem die komplette Raumbreite und Höhe für die Kühlung genutzt wird. Zu diesem Zweck haben wir das Klimasystem in seine drei Hauptkomponenten – Ventilator, Wärmetauscher, Schaltschrank – zerlegt. Durch die Platzierung des Ventilators im Doppelboden oder in der Rückluftdecke bleibt mehr Platz für den Wärmetauscher und mehr Kälteleistung pro Fläche. Gleichzeitig werden die Filterfläche vergrößert und die Druckverluste reduziert. Im Ergebnis spart das bis zu 25% der Energiekosten gegenüber herkömmlichen Systemen.  

Hat die CoolW@ll weitere Vorteile? 

Ja, einen wichtigen, der manchmal zu Unrecht als Nachteil gesehen wird: Die Aufteilung der Kältelösung bedeutet zunächst etwas Mehraufwand bei der Installation. Dafür ist der Transport deutlich einfacher und es gibt klare Vorteile bei Wartung und Service. Denn die Wartung kann bei der CoolW@ll von der Rückseite aus erfolgen. Und bei einem Defekt kann eine einzelne Komponente schnell und einfach getauscht werden, ohne dass die ganze Einheit ausgebaut werden muss – ein schlagendes Argument für Betreiber von Rechenzentren.  

Für welche Anwendungen eignen sich CoolW@ll Lösungen? 

Aktuell sehen wir verschiedene Use Cases. Auf der einen Seite sind das alle Rechenzentren, die ihre Serverkapazitäten bei gleicher Fläche erhöhen wollen. Dann sind es alle Rechenzentren, die ihre Energieeffizienz steigern und ihren CO2 Footprint deutlich reduzieren wollen. Wir sehen aber auch einen neuen Markt für die CoolW@ll bei hybriden Liquid-Air Kühllösungen. Denn über flüssiggekühlte Prozessoren wird zwar rund 70% der Wärmelast abgeführt. Es bleiben aber 30%, die von Festplatten und Transistoren kommen. Dafür bietet die CoolW@ll eine einfache, effiziente und seit vielen Jahren erprobte Lösung. Dazu gibt es noch klassische Colocation- und Edge-Computing Anwendungen.  

Hört sich nach vollen Auftragsbüchern an? 

Ja, das stimmt. Wir haben aktuell wirklich viel zu tun. Aber wir wissen auch, dass wir unsere Lösungen mit den Markt-Anforderungen immer weiterentwickeln müssen. Im Vergleich zu den Big Playern, die von der Stromversorgung bis zum Rack alles anbieten, verstehen wir uns dabei als Spezialist für klimatechnische Lösungen. Wir wollen nicht den gesamten Markt bedienen, sondern in ausgewählten Bereichen die beste und effizienteste Lösung bieten. Und da sind wir richtig gut unterwegs. Viele Kunden wissen und schätzen das. 

Herr Löhner, vielen Dank für das Gespräch.  


„Die Kühlung von Rechenzentren muss immer effizienter werden – mit unserer CoolW@ll haben wir eine passende Lösung für viele Anwendungen.“ 

 


Informationshappen 

Der gebürtige Frankfurter und jetzige Wahl-Kölner Christoph Löhner ist ein Weiss Klimatechnik Urgestein. Seit 34 Jahren ist der Industriekaufmann weltweit für das Unternehmen unterwegs, unter anderem im Bereich Kühlung von Rechenzentren. In seiner Freizeit erkundet er gerne die Welt, liest Bücher über Politik und Geschichte und kommt beim Rudern auf dem Rhein auf frische Gedanken.